Proben

Dramini

Aufgeschoben 


Der Papst 

Interviewer 


Vatikan. Der Papst gibt ein Interview. 


Interviewer: Heiliger Vater, vielen Dank für die außerordentliche Ehre, von Euch … Ihnen empfangen zu werden. Wie die christliche Welt mit großer Betroffenheit zur Kenntnis nehmen musste, ist Pater Andreas in der vergangenen Woche von den Männern eines indigenen Stammes in Zentral Papua Neu Guinea … ähhh, wie soll ich sagen, … 


Papst: Sagen Sie es ruhig … gefressen worden. 


Interviewer: Ähhh, … ja. Haben Eure Heiligkeit Informationen, die diesen barbarischen Vorgang erklären? 


Papst: Naja, es ist ja hinlänglich bekannt, dass junge Europäer in derartigen Kulturkreisen als Delikatessen gehandelt werden, … wie auch Japaner. 


Interviewer: Japaner? 


Papst: Ja, die haben sehr wenig Körperbehaarung. 


Interviewer: Ah, verstehe. Unsere Quellen Vorort haben berichtet, dass Pater Andreas 1999 besagten autochthonen Stamm zum Katholizismus bekehrt hat, in dem er ihnen versprach, dass ihre Seelen gerettet werden, da 2000 Jahre nach der Geburt des Heilands die Welt untergehen würde. Das Jüngste Gericht spräche dann letzte Urteile und die Papuas würden in den Himmel kommen. Jetzt hat das Jüngste Gericht nicht stattgefunden und die Papuas sahen sich betrogen. Was sagen Eure Heiligkeit zu diesen Vorwürfen? 


Papst: Ja, da hat es ein Missverständnis gegeben. Wie uns aus der Wissenschaftsabteilung des Vatikans mitgeteilt wurde, geht die These um, dass die 2000 Jahre noch nicht am 31. Dezember 1999 vergangen waren, sondern erst am 31. Dezember 2000. Es ist ein Konzil zu dem Thema einberufen und ein päpstlicher Erlass wird vorbereitet. 


Interviewer: Wenn dem tatsächlich so war, warum hat dann das Jüngste Gericht nicht am 31. Dezember 2000 begonnen. 


Papst: Junger Mann, die Katholische Kirche ist ein gewaltiger Apparat, den sie nicht nach Gutdünken ein-, aus- oder umschalten können. Da bedarf es Überlegungen, Planungen und Beschlüsse. Aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Wenn wir jeder Laune nachgeben würden, hieße es am Ende noch, die Erde sei eine Kugel. 


Interviewer: Die Erde ist eine Kugel. 


Papst: Ich bin enttäuscht von Ihnen, werde aber trotzdem für Sie beten. 


Der Papst erhebt sich und geht gebeugt und mit bitterem Gesichtsausdruck aus dem Raum. 

Vorhang 


Copyright: Aleph Verlag

Lyrik

Beweis der Nichtexistenz Gottes 

Also sprach Friedrich Nietzsche: 

Gott ist tot! 

Und ein Lachen erhob sich, 

das auch noch heute wogt. 


Den Beweis blieb er schuldig, 

klagte man ihn an. 

Mitnichten, sag ich: Verwies er doch 

auf das Hässliche dieser Welt. 


Es ist von einer solchen Unaussprechlichkeit, 

dass kein Gott, 

und sei er noch so verblödet, 

sich dieser Schöpfung rühmen wollte. 

Copyright: Aleph Verlag